Cost of Risk Berechnung Dashboard mit Formeln und Beispielen
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Risikovorsorge

Cost of Risk Definition und Berechnung für Banken

Cost of Risk misst die Kreditrisikovorsorge in Basispunkten. Erfahren Sie Definition, Berechnungsformel und praktische Anwendung für Ihr Risikomanagement.

BanktrackPRO Team
7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4.11.2025
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Cost of Risk zeigt, was Kreditrisiken wirklich kosten.

Diese Kennzahl misst die Kreditrisikovorsorge im Verhältnis zum durchschnittlichen Kreditvolumen. Sie ist ein Frühwarnindikator.

Für Risikomanager, Analysten und Investoren ist der Cost of Risk unverzichtbar. Er verbindet Risiko und Ertrag.

Was Cost of Risk misst

Der Cost of Risk (CoR) erfasst die Aufwendungen für Kreditrisiken.

Er wird in Basispunkten (bps) ausgedrückt. Ein Basispunkt entspricht 0,01 Prozent. Diese Kennzahl zeigt, wie viel Prozent des Kreditvolumens eine Bank für Risikovorsorge aufwenden muss.

Komponenten des Cost of Risk:

  • Kreditwertberichtigungen auf notleidende Kredite
  • Vorsorgliche Wertberichtigungen (IFRS 9 Stage 1 und 2)
  • Direktabschreibungen unwiederbringlicher Forderungen
  • Abzüglich Eingänge aus abgeschriebenen Krediten

Die Risikokosten erfassen mehr als nur Ausfälle.

Sie umfassen auch Vorsorge für verschlechterte Bonität und makroökonomische Risiken. Banken müssen nach IFRS 9 forward-looking Provisions bilden. Das bedeutet: Auch erwartete Verluste fließen ein, bevor Kredite ausfallen.

KomponenteBeispielAuswirkung
Neubildung Stage 3100 Mio. €+100 bps
Stage 1/2 Vorsorge20 Mio. €+20 bps
Direktabschreibungen30 Mio. €+30 bps
Eingänge-10 Mio. €-10 bps
Netto CoR140 Mio. €140 bps

Die Berechnung im Detail

Die Formel ist simpel, aber aussagekräftig.

Berechnung:

Cost of Risk (bps) = (Kreditrisikovorsorge / Ø Bruttokreditvolumen) × 10.000

Das Ergebnis zeigt, wie viele Basispunkte des Kreditvolumens für Risiken aufgewendet werden.

Praxisbeispiel:

Die Regionalbank AG weist folgende Werte auf:

  • Durchschnittliches Bruttokreditvolumen: 8.500 Mio. €
  • Kreditrisikovorsorge (Jahressumme): 34 Mio. €

Berechnung:

CoR = (34 Mio. / 8.500 Mio.) × 10.000
CoR = 0,004 × 10.000
CoR = 40 bps

Interpretation: Die Bank wendet 0,4% ihres Kreditvolumens für Risikovorsorge auf. Das liegt im soliden Mittelfeld deutscher Regionalbanken.

Wichtige Hinweise zur Berechnung:

  • Verwenden Sie das durchschnittliche Kreditvolumen (nicht Stichtag)
  • Berücksichtigen Sie alle Kreditwertberichtigungen
  • Rechnen Sie Eingänge aus abgeschriebenen Krediten gegen
  • Nutzen Sie Jahreswerte für Vergleichbarkeit

Die Quartalswerte können stark schwanken. Deshalb arbeiten Analysten oft mit rollierenden 12-Monats-Durchschnitten. Das glättet saisonale Effekte und Einmalaufwendungen.

Interpretation der Werte

Cost of Risk variiert stark nach Geschäftsmodell und Konjunktur.

CoR-BereichBewertungTypisch für
< 20 bpsSehr gutSparkassen, konservative Portfolios
20-40 bpsGutGenossenschaftsbanken, Regionalbanken
40-60 bpsAusreichendPrivatbanken, gemischte Portfolios
60-100 bpsErhöhtInternational tätige Banken
> 100 bpsKritischKrisensituationen, Problembanken

Deutsche Banken liegen meist zwischen 20 und 50 Basispunkten.

Sparkassen und Genossenschaftsbanken zeigen oft niedrigere Werte. Ihr Geschäft ist regional verankert und konservativ. Große Privatbanken haben höhere Risikokosten durch internationale Exposure und komplexere Portfolios.

Einflussfaktoren auf den CoR:

  • Konjunktur: In Rezessionen steigen CoR deutlich
  • Portfolioqualität: Hohe NPL-Quoten treiben CoR
  • Sicherheiten: Gut besicherte Kredite senken CoR
  • Geschäftsmodell: Retailbanken haben niedrigere CoR als Corporatebanken

Die EZB erwartet, dass Banken ihre Risikokosten langfristig unter 60 bps halten. Höhere Werte über mehrere Jahre deuten auf strukturelle Probleme hin und können aufsichtsrechtliche Maßnahmen auslösen.

IFRS 9 und Forward-Looking Provisions

IFRS 9 hat die Risikovorsorge grundlegend verändert.

Banken müssen nun Expected Credit Losses (ECL) bilden, nicht erst bei Ausfall. Das bedeutet: Risikokosten entstehen früher im Kreditlebenszykl us.

IFRS 9 Stage-Modell:

  • Stage 1: Performing-Kredite mit 12-Monats-ECL
  • Stage 2: Kredite mit signifikanter Bonitätsverschlechterung (Lifetime ECL)
  • Stage 3: Notleidende Kredite (Lifetime ECL)

Die Forward-Looking-Komponente macht CoR volatiler.

In wirtschaftlich unsicheren Zeiten steigen die Makro-Szenarien und damit die Expected Losses. Auch ohne gestiegene Ausfälle erhöhen sich die Risikokosten. Das macht CoR zum Frühindikator.

Praktische Auswirkungen:

  • Höhere Provisions in konjunkturellen Abschwüngen
  • Volatilität durch Szenario-Updates
  • Stage-Transfers beeinflussen CoR stark
  • Management Overlays für außergewöhnliche Risiken

Banken steuern ihr Stage 2 Portfolio aktiv. Ein Anstieg der Stage 2 Kredite signalisiert steigende CoR in der Zukunft. Workout-Teams kümmern sich frühzeitig um gefährdete Kreditengagements.

Stage 1 Provisions sind meist niedrig (5-15 bps des Volumens). Stage 2 kann 50-150 bps erreichen. Stage 3 erfordert hohe spezifische Provisions je nach Sicherheiten.

Zusammenhang mit anderen Kennzahlen

Cost of Risk ist eng mit der NPL-Quote verknüpft.

Hohe NPL-Quoten führen typischerweise zu hohen Risikokosten. Aber der Zusammenhang ist nicht linear. Eine Bank kann niedrige NPL haben und trotzdem hohe CoR, wenn sie vorsorglich Stage 1 und 2 Provisions aufbaut.

Kennzahlen-Dreiklang:

  • NPL-Quote: Bestand notleidender Kredite
  • Deckungsquote: Absicherung der NPL durch Provisions
  • Cost of Risk: Laufende Vorsorgeaufwendungen

Gemeinsam zeichnen sie ein vollständiges Bild der Kreditqualität.

Die Deckungsquote zeigt, wie gut bestehende Problemkredite abgesichert sind. Cost of Risk erfasst die dynamische Entwicklung. Eine Bank mit 70% Deckungsquote aber steigenden CoR signalisiert: Neue Probleme entstehen schneller als alte gelöst werden.

Für die Analyse empfiehlt sich:

  1. NPL-Quote für Bestandsrisiken prüfen
  2. Deckungsquote für Vorsorge-Qualität analysieren
  3. Cost of Risk für Trend und Profitabilität bewerten
  4. Texas Ratio für Gesamtrisiko einschätzen

Investoren nutzen Risikokosten auch zur Bewertung. Banken mit dauerhaft niedrigen CoR erzielen höhere Multiples, weil ihr Ergebnis stabiler ist.

CoR beeinflusst direkt die Profitabilität. Eine Bank mit 2,0% Netto-Zinsmarge und 50 bps CoR hat nur noch 1,5% für Betriebskosten und Gewinn übrig. Bei typischen Cost-Income-Ratios von 60-70% bleibt wenig Spielraum für Eigenkapitalrendite.

Häufig gestellte Fragen

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Das BanktrackPRO Redaktionsteam besteht aus Finanzexperten und Datenanalysten, die sich auf deutsche Bankprodukte und Zinsentwicklungen spezialisiert haben.

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