
Cost of Risk Definition und Berechnung für Banken
Cost of Risk misst die Kreditrisikovorsorge in Basispunkten. Erfahren Sie Definition, Berechnungsformel und praktische Anwendung für Ihr Risikomanagement.
Cost of Risk zeigt, was Kreditrisiken wirklich kosten.
Diese Kennzahl misst die Kreditrisikovorsorge im Verhältnis zum durchschnittlichen Kreditvolumen. Sie ist ein Frühwarnindikator.
Für Risikomanager, Analysten und Investoren ist der Cost of Risk unverzichtbar. Er verbindet Risiko und Ertrag.
Was Cost of Risk misst
Der Cost of Risk (CoR) erfasst die Aufwendungen für Kreditrisiken.
Er wird in Basispunkten (bps) ausgedrückt. Ein Basispunkt entspricht 0,01 Prozent. Diese Kennzahl zeigt, wie viel Prozent des Kreditvolumens eine Bank für Risikovorsorge aufwenden muss.
Komponenten des Cost of Risk:
- Kreditwertberichtigungen auf notleidende Kredite
- Vorsorgliche Wertberichtigungen (IFRS 9 Stage 1 und 2)
- Direktabschreibungen unwiederbringlicher Forderungen
- Abzüglich Eingänge aus abgeschriebenen Krediten
Die Risikokosten erfassen mehr als nur Ausfälle.
Sie umfassen auch Vorsorge für verschlechterte Bonität und makroökonomische Risiken. Banken müssen nach IFRS 9 forward-looking Provisions bilden. Das bedeutet: Auch erwartete Verluste fließen ein, bevor Kredite ausfallen.
| Komponente | Beispiel | Auswirkung |
|---|---|---|
| Neubildung Stage 3 | 100 Mio. € | +100 bps |
| Stage 1/2 Vorsorge | 20 Mio. € | +20 bps |
| Direktabschreibungen | 30 Mio. € | +30 bps |
| Eingänge | -10 Mio. € | -10 bps |
| Netto CoR | 140 Mio. € | 140 bps |
Die Berechnung im Detail
Die Formel ist simpel, aber aussagekräftig.
Berechnung:
Cost of Risk (bps) = (Kreditrisikovorsorge / Ø Bruttokreditvolumen) × 10.000
Das Ergebnis zeigt, wie viele Basispunkte des Kreditvolumens für Risiken aufgewendet werden.
Praxisbeispiel:
Die Regionalbank AG weist folgende Werte auf:
- Durchschnittliches Bruttokreditvolumen: 8.500 Mio. €
- Kreditrisikovorsorge (Jahressumme): 34 Mio. €
Berechnung:
CoR = (34 Mio. / 8.500 Mio.) × 10.000
CoR = 0,004 × 10.000
CoR = 40 bps
Interpretation: Die Bank wendet 0,4% ihres Kreditvolumens für Risikovorsorge auf. Das liegt im soliden Mittelfeld deutscher Regionalbanken.
Wichtige Hinweise zur Berechnung:
- Verwenden Sie das durchschnittliche Kreditvolumen (nicht Stichtag)
- Berücksichtigen Sie alle Kreditwertberichtigungen
- Rechnen Sie Eingänge aus abgeschriebenen Krediten gegen
- Nutzen Sie Jahreswerte für Vergleichbarkeit
Die Quartalswerte können stark schwanken. Deshalb arbeiten Analysten oft mit rollierenden 12-Monats-Durchschnitten. Das glättet saisonale Effekte und Einmalaufwendungen.
Interpretation der Werte
Cost of Risk variiert stark nach Geschäftsmodell und Konjunktur.
| CoR-Bereich | Bewertung | Typisch für |
|---|---|---|
| < 20 bps | Sehr gut | Sparkassen, konservative Portfolios |
| 20-40 bps | Gut | Genossenschaftsbanken, Regionalbanken |
| 40-60 bps | Ausreichend | Privatbanken, gemischte Portfolios |
| 60-100 bps | Erhöht | International tätige Banken |
| > 100 bps | Kritisch | Krisensituationen, Problembanken |
Deutsche Banken liegen meist zwischen 20 und 50 Basispunkten.
Sparkassen und Genossenschaftsbanken zeigen oft niedrigere Werte. Ihr Geschäft ist regional verankert und konservativ. Große Privatbanken haben höhere Risikokosten durch internationale Exposure und komplexere Portfolios.
Einflussfaktoren auf den CoR:
- Konjunktur: In Rezessionen steigen CoR deutlich
- Portfolioqualität: Hohe NPL-Quoten treiben CoR
- Sicherheiten: Gut besicherte Kredite senken CoR
- Geschäftsmodell: Retailbanken haben niedrigere CoR als Corporatebanken
Die EZB erwartet, dass Banken ihre Risikokosten langfristig unter 60 bps halten. Höhere Werte über mehrere Jahre deuten auf strukturelle Probleme hin und können aufsichtsrechtliche Maßnahmen auslösen.
IFRS 9 und Forward-Looking Provisions
IFRS 9 hat die Risikovorsorge grundlegend verändert.
Banken müssen nun Expected Credit Losses (ECL) bilden, nicht erst bei Ausfall. Das bedeutet: Risikokosten entstehen früher im Kreditlebenszykl us.
IFRS 9 Stage-Modell:
- Stage 1: Performing-Kredite mit 12-Monats-ECL
- Stage 2: Kredite mit signifikanter Bonitätsverschlechterung (Lifetime ECL)
- Stage 3: Notleidende Kredite (Lifetime ECL)
Die Forward-Looking-Komponente macht CoR volatiler.
In wirtschaftlich unsicheren Zeiten steigen die Makro-Szenarien und damit die Expected Losses. Auch ohne gestiegene Ausfälle erhöhen sich die Risikokosten. Das macht CoR zum Frühindikator.
Praktische Auswirkungen:
- Höhere Provisions in konjunkturellen Abschwüngen
- Volatilität durch Szenario-Updates
- Stage-Transfers beeinflussen CoR stark
- Management Overlays für außergewöhnliche Risiken
Banken steuern ihr Stage 2 Portfolio aktiv. Ein Anstieg der Stage 2 Kredite signalisiert steigende CoR in der Zukunft. Workout-Teams kümmern sich frühzeitig um gefährdete Kreditengagements.
Stage 1 Provisions sind meist niedrig (5-15 bps des Volumens). Stage 2 kann 50-150 bps erreichen. Stage 3 erfordert hohe spezifische Provisions je nach Sicherheiten.
Zusammenhang mit anderen Kennzahlen
Cost of Risk ist eng mit der NPL-Quote verknüpft.
Hohe NPL-Quoten führen typischerweise zu hohen Risikokosten. Aber der Zusammenhang ist nicht linear. Eine Bank kann niedrige NPL haben und trotzdem hohe CoR, wenn sie vorsorglich Stage 1 und 2 Provisions aufbaut.
Kennzahlen-Dreiklang:
- NPL-Quote: Bestand notleidender Kredite
- Deckungsquote: Absicherung der NPL durch Provisions
- Cost of Risk: Laufende Vorsorgeaufwendungen
Gemeinsam zeichnen sie ein vollständiges Bild der Kreditqualität.
Die Deckungsquote zeigt, wie gut bestehende Problemkredite abgesichert sind. Cost of Risk erfasst die dynamische Entwicklung. Eine Bank mit 70% Deckungsquote aber steigenden CoR signalisiert: Neue Probleme entstehen schneller als alte gelöst werden.
Für die Analyse empfiehlt sich:
- NPL-Quote für Bestandsrisiken prüfen
- Deckungsquote für Vorsorge-Qualität analysieren
- Cost of Risk für Trend und Profitabilität bewerten
- Texas Ratio für Gesamtrisiko einschätzen
Investoren nutzen Risikokosten auch zur Bewertung. Banken mit dauerhaft niedrigen CoR erzielen höhere Multiples, weil ihr Ergebnis stabiler ist.
CoR beeinflusst direkt die Profitabilität. Eine Bank mit 2,0% Netto-Zinsmarge und 50 bps CoR hat nur noch 1,5% für Betriebskosten und Gewinn übrig. Bei typischen Cost-Income-Ratios von 60-70% bleibt wenig Spielraum für Eigenkapitalrendite.
Häufig gestellte Fragen
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