Assets per Employee Bilanzsumme pro Mitarbeiter
Kennzahlen
Bilanzeffizienz
Assets
Mitarbeiterproduktivität

Assets per Employee als Bilanzeffizienz-Kennzahl

Assets per Employee zeigt die Bilanzeffizienz pro Mitarbeiter. Verstehen Sie Berechnung, Interpretation und strategische Bedeutung für die Banksteuerung.

BanktrackPRO Team
7 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 4.11.2025
Teilen:

Assets per Employee als Bilanzeffizienz-Kennzahl

Wie viel Bilanz kann ein Mitarbeiter stemmen?

Assets per Employee beantwortet diese Frage und zeigt, wie effizient Banken ihre wertvollste Ressource – Menschen – zur Verwaltung ihrer Bilanzsumme einsetzen. In Zeiten der Digitalisierung wird diese Kennzahl zum Gradmesser für Automatisierung und Skalierung.

Während FinTechs mit minimaler Belegschaft Milliardenbilanzen managen, kämpfen traditionelle Institute mit personalintensiven Strukturen. Die Assets per Employee Kennzahl macht diese Unterschiede messbar.

Definition und Bedeutung

Assets per Employee misst das Verhältnis zwischen Bilanzsumme und Mitarbeiterzahl.

Die Kennzahl quantifiziert, wie viel Bilanzvolumen ein durchschnittlicher Mitarbeiter verwaltet. Sie ist ein Indikator für operative Effizienz, Automatisierungsgrad und Geschäftsmodell-Skalierbarkeit.

Die Grundformel:

Assets per Employee = Bilanzsumme / Anzahl Mitarbeiter (FTE)

Die Bilanzsumme umfasst:

  • Kredite an Kunden
  • Wertpapiere
  • Interbankforderungen
  • Sachanlagen
  • Sonstige Aktiva

Interpretationshilfen:

  • Höhere Werte = bessere Skalierung
  • Niedrige Werte = personalintensives Modell
  • Trend wichtiger als Absolutwert

Assets per Employee ist keine isolierte Metrik. Sie muss im Kontext von Geschäftsmodell, Automatisierung und Ertragskraft interpretiert werden. Eine Investmentbank hat naturgemäß höhere Werte als eine Retailbank.

Berechnung und Beispiele

Vergleichen wir drei unterschiedliche Bankentypen.

Beispielrechnung 2023:

BankBilanzsummeMitarbeiter (FTE)Assets per Employee
Großbank A450 Mrd. €20.00022,5 Mio. €
Sparkasse B8 Mrd. €1.2006,7 Mio. €
Direktbank C35 Mrd. €80043,8 Mio. €

Die Direktbank C führt mit 43,8 Mio. € pro Mitarbeiter – digitale Effizienz zahlt sich aus.

Detailanalyse Großbank A:

Bilanzzusammensetzung:

  • Kundenkredite: 280 Mrd. € (62%)
  • Wertpapiere: 90 Mrd. € (20%)
  • Interbank: 50 Mrd. € (11%)
  • Sonstige: 30 Mrd. € (7%)

Mitarbeiterverteilung:

  • Retail Banking: 8.000 FTE → 28,1 Mio. €/FTE
  • Corporate Banking: 4.000 FTE → 45,0 Mio. €/FTE
  • Investment Banking: 2.000 FTE → 90,0 Mio. €/FTE
  • Operations/Support: 6.000 FTE

Investment Banking zeigt höchste Asset-Effizienz, aber auch höchstes Risiko.

Zeitreihenentwicklung Sparkasse B:

JahrBilanzsummeFTEAssets/FTEVeränderung
20197,2 Mrd. €1.4005,1 Mio. €-
20207,5 Mrd. €1.3505,6 Mio. €+9,8%
20217,8 Mrd. €1.3006,0 Mio. €+7,1%
20228,0 Mrd. €1.2506,4 Mio. €+6,7%
20238,0 Mrd. €1.2006,7 Mio. €+4,7%

Stabile Bilanz bei sinkendem Personal = steigende Effizienz.

Branchenvergleiche

Assets per Employee variiert enorm nach Geschäftsmodell.

Deutsche Bankengruppen 2024:

InstitutstypAssets per EmployeeCharakteristik
Investmentbanken40-80 Mio. €Kapitalmarktfokus, hohe Automation
Direktbanken30-50 Mio. €Volldigital, schlanke Prozesse
Großbanken15-25 Mio. €Universal, diverse Geschäfte
Förderbanken20-40 Mio. €Wholesale, wenig Retail
Privatbanken10-20 Mio. €Beratungsintensiv
Sparkassen5-10 Mio. €Flächendeckend, personalintensiv
Genossenschaftsbanken4-8 Mio. €Kleinteilig, regional

Internationale Champions:

  • Goldman Sachs: 65 Mio. $ (Investment Banking Exzellenz)
  • BNP Paribas: 28 Mio. € (Europäischer Marktführer)
  • DBS Singapore: 38 Mio. $ (Asiatische Effizienz)
  • Nordea: 32 Mio. € (Nordische Digitalisierung)
  • Santander: 18 Mio. € (Skalenvorteile)

FinTech-Disruptoren:

  • Revolut: 85 Mio. € pro Mitarbeiter
  • N26: 72 Mio. € pro Mitarbeiter
  • Klarna: 95 Mio. € pro Mitarbeiter

Cloud-native Architektur und Automatisierung ermöglichen extreme Skalierung.

Historische Entwicklung:

DekadeDurchschnitt DeutschlandTrend
1990er3-5 Mio. €Stabil
2000er5-8 Mio. €Konsolidierung
2010er8-12 Mio. €Digitalisierung
2020er12-18 Mio. €Transformation

Die Kennzahl verdreifachte sich in 30 Jahren.

Einflussfaktoren

Multiple Faktoren bestimmen Assets per Employee.

Geschäftsmodell:

Wholesale vs. Retail macht den Unterschied:

  • Firmenkunden: 50-100 Mio. € Assets/FTE
  • Privatkunden: 5-15 Mio. € Assets/FTE
  • Kapitalmarkt: 30-80 Mio. € Assets/FTE

Die Deutsche Bank fokussierte auf Firmenkunden und Investment Banking – Assets per Employee stiegen um 40%.

Automatisierungsgrad:

Technologie ersetzt Menschen:

  • Online-Kontoeröffnung: 90% weniger Personal
  • Robo-Advisory: 1 Berater für 10.000 Kunden
  • Automatisches Kreditscoring: 70% Zeitersparnis

Jeder Automatisierungsprozent erhöht Assets per Employee um 2-3%.

Outsourcing-Strategie:

Nicht-Kernprozesse auslagern:

  • IT-Operations: -500 FTE, gleiche Assets
  • Back-Office: -300 FTE, gleiche Assets
  • Call-Center: -200 FTE, gleiche Assets

Die ING outsourcte 30% der Support-Funktionen. Assets per Employee stiegen um 25%.

Regulatorische Anforderungen:

Compliance bindet Personal:

  • KYC/AML: 5-10% der Belegschaft
  • Risk Management: 3-5% der FTE
  • Reporting: 2-3% der Mitarbeiter

Ohne Regulatorik wären Assets per Employee 15-20% höher.

Bilanzstruktur:

Asset-Qualität beeinflusst Personalintensität:

  • Standardkredite: wenig Personal
  • Problemkredite: intensive Betreuung
  • Trading Assets: hohe Automation
  • Immobilienkredite: mittlerer Aufwand

Strategische Implikationen

Assets per Employee beeinflusst zentrale Managemententscheidungen.

Skalierungspotenzial:

Hohe Assets per Employee = Wachstum ohne Personalaufbau:

  • Marginalkosten neuer Kunden minimal
  • Economies of Scale realisierbar
  • Profitabilität steigt überproportional

Die Consorsbank verdoppelte ihre Bilanz mit nur 20% mehr Personal.

Investitionsprioritäten:

Fokus auf Effizienzsteigerung:

  • Technologie vor Personal
  • Automatisierung vor manuellen Prozessen
  • Standardisierung vor Individualisierung

ROI-Vergleich:

  • 1 Mio. € in IT: +5 Mio. € Assets/Employee
  • 1 Mio. € in Personal: +1 Mio. € Assets/Employee

M&A-Bewertung:

Assets per Employee als Akquisitionskriterium:

  • Synergiepotenzial bei unterschiedlichen Levels
  • Integration einfacher bei ähnlichen Werten
  • Kulturunterschiede oft reflektiert

Die Commerzbank prüft Übernahmeziele primär nach Effizienzkriterien.

Verbindung zu anderen Kennzahlen:

Return on Assets (ROA): Keine direkte Korrelation. Hohe Assets per Employee garantieren keine Profitabilität.

Revenue per Employee: Positive Korrelation von 0,7. Mehr Assets generieren meist mehr Ertrag.

Cost-Income-Ratio: Negative Korrelation. Höhere Assets per Employee = bessere CIR.

Risk-Weighted Assets per Employee: Risikoadjustierte Betrachtung wichtig. 100 Mio. € Staatsanleihen ≠ 100 Mio. € Unternehmenskredite.

Operating Efficiency Ratio: Direkte Verbesserung. 10% höhere Assets/Employee = 2-3 Prozentpunkte bessere OER.

Assets per Employee ist mehr als eine Effizienzkennzahl. Sie zeigt die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells. Banken mit niedriger Quote müssen handeln – oder werden vom Markt verschwinden.

Häufig gestellte Fragen

BanktrackPRO Team

BanktrackPRO Team

Redaktion

Das BanktrackPRO Redaktionsteam besteht aus Finanzexperten und Datenanalysten, die sich auf deutsche Bankprodukte und Zinsentwicklungen spezialisiert haben.

Verwandte Artikel

Teilen: